Böblingen, 12.9.2021. Entscheidend für die Nutzungsdauer eines Mehrscheiben-Isolierglases ist die Dauerhaftigkeit der Abdichtung. Dabei kommt es nicht nur darauf an, wie sorgfältig die Komponenten des Randverbunds (Abstandhalter, Trocknungsmittel, Primär- und Sekundärdichtstoff) bei der Herstellung des Mehrscheiben-Isolierglases verarbeitet werden. Auch Qualität und Eignung der verwendeten Materialien spielen eine entscheidende Rolle.

Die Anforderungen an Abstandhalter sind vielfältig und anspruchsvoll: Sie müssen UV- und temperaturbeständig sein, den mechanischen Belastungen eines Isolierglases wie Klima- und Windlasten standhalten, mit den sonstigen Materialien des Randverbunds verträglich sein und für Primär- und Sekundärdichtstoff einen geeigneten Haftgrund bieten. Vor allem aber muss der Abstandhalter zusammen mit dem Primärdichtstoff (Butyl) eine durchgängige, um die Scheibe umlaufende Dichtebene von Glas zu Glas bilden, denn die im Scheibenzwischenraum eingeschlossene Edelgasfüllung soll nicht mit der Zeit verloren gehen. Außerdem darf durch den Randverbund kein Wasserdampf eindringen, denn sonst wird die Scheibe blind.

Derzeit gibt es außer einer Typprüfung nach DIN EN 1279 Teil 2 (Langzeitprüfverfahren Feuchtigkeitsaufnahme) und Teil 3 (Langzeitprüfverfahren Gasverlustrate) keine normativen Vorgaben für den Nachweis der Eignung eines Abstandhaltersystems. Deshalb beschäftigt sich der Arbeitskreis Warme Kante des BF Bundesverband Flachglas bereits seit einigen Jahren mit den Kriterien für die Gebrauchstauglichkeit von Abstandhaltern. Mehrere Teilprojekte wie der Nachweis der thermische Längenänderung für Abstandhalter der Kategorien B und C, die Foggingprüfung bei erhöhter Temperatur für Kategorien B bis E sowie die Verbundfestigkeit der Profilkonstruktion für Kategorien B und C sind bereits abgeschlossen (Eine Erläuterung der Abstandhalter-Kategorien finden Sie in diesem Beitrag). Für diese Teilprojekte wurden zunächst geeignete messtechnische Methoden entwickelt. Anschließend wurden alle Systeme, für die es bereits BF Datenblätter mit repräsentativen Psi-Werten gibt, nach den neu erarbeiteten Verfahren geprüft. Weitere Teilprojekte sind derzeit noch in Planung bzw. Vorbereitung.

Basierend auf diesen Teilprojekten muss heute, wenn für ein neu entwickeltes Abstandhaltersystem ein BF Datenblatt mit repräsentativen Psi-Werten beantragt wird, eine umfangreiche Technische Dokumentation eingereicht werden, die beim Bundes­verband Flachglas hinterlegt wird. Damit soll sichergestellt werden, dass nur solche Systeme ein Datenblatt erhalten, die in der Praxis auch nachweislich funktionieren.

Zu diesem Thema hat das ift Rosenheim in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Warme Kante die ift-Richtlinie VE-17 erarbeitet, in der die Prüfmethoden für die Verwendbarkeit von Abstandhaltern ausführlich dargestellt sind. Die ift-Richtlinie kann beim ift Rosenheim hier kostenpflichtig bestellt werden.